Zwischen den Zeilen by Cole Rona

Zwischen den Zeilen by Cole Rona

Autor:Cole, Rona [Cole, Rona]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cursed Verlag
veröffentlicht: 2014-03-16T23:00:00+00:00


***

»Daniel? Bist du noch wach?« Zaghaft tastet meine Hand nach dem Lichtschalter im Flur. In der Wohnung ist es längst still. Die Tür zum Schlafzimmer steht einen Spalt offen. Eigentlich will ich ihn nicht wecken. Aber ich kann nicht schlafen und es ist dringend.

Marlene öffnet mit der Schnauze die Tür und tapst hinein. Unschlüssig bleibe ich im Flur stehen und höre sein Gemurmel. Offensichtlich hat sie das Wecken für mich übernommen.

»Was ist los?« Verschlafen und ein wenig verwundert tritt er in den Flur. Er trägt nur eine Shorts und darüber seinen Morgenmantel.

»Ich konnte nicht schlafen«, murmle ich betreten. Konnte ich wirklich nicht. Ich meine, ich hab's versucht. Beinahe eine Stunde lang.

Aber mehr, als sich von einer auf die andere Seite zu wälzen, ist nicht dabei rausgekommen. Ein kläglicher, grandios gescheiterter Versuch, nicht mehr an Josh zu denken. Daran, dass ich mir wünschte, er wäre jetzt hier. Läge neben mir, in meinem Arm, und ich könnte ihn atmen hören. Aber mein Bett ist zu groß… und es fühlte sich kalt an ohne ihn. Daran konnte auch Marlene nichts ändern.

»Na dann.« Mit einem Kopfnicken deutet Daniel in Richtung Wohnzimmer und unterdrückt dabei ein Gähnen.

»Sorry«, murmle ich ein wenig betreten.

»Setz dich«, fordert er mich auf, ohne es weiter zu kommentieren, geht rüber zum Sofa und schaltet die große Bogenleuchte an. Er betätigt den Dimmer und taucht den Raum in warmes Licht. »Möchtest du etwas trinken?«

»Nein«, lehne ich kopfschüttelnd ab.

»Auch gut.« Daniel setzt sich in den Sessel am Kopfende des Couchtisches, auf dem zwei Rotweingläser stehen. Eines hat er benutzt, vermutlich vorhin, als er sich einen Film angesehen hat. Das zweite hat er einfach so hingestellt. Macht der Gewohnheit.

»Also?« Er stellt seine nackten Füße auf den Rand des Couchtisches und macht es sich bequem. Marlene kommt zu ihm und legt den Kopf auf die Armlehne. Liebevoll krault Daniel sie mit der freien Hand hinter den Ohren.

»Ich…«, stammle ich und umklammere dabei mein Handy. Es ist stumm, seit ich die Party verlassen hab. Und irgendwie weiß ich nicht so recht, wie ich anfangen soll.

»Habt ihr gestritten?«, hakt Daniel nach.

»Hm«, gebe ich nickend zu. Auch wenn wir am Ende nicht wirklich gestritten haben.

Marlene brummt zufrieden und rollt sich vor seinem Sessel zusammen. Ich setze mich aufs Sofa, ziehe ein Bein auf die Sitzfläche, während ich das Handy vor mich auf den Couchtisch lege und die Uhrzeit auf dem Display fixiere. Knapp zwei Stunden hab ich nichts von ihm gehört… Zwei Stunden, seitdem ich weggerannt bin.

»Wir waren bei seinen Freunden«, fange ich an. Und dann erzähle ich einfach. Dass ich ihn liebe, aber das weiß Daniel auch ohne, dass ich es sage. Dass ich Panik bekommen hab und einfach weggerannt bin. Nur bei der albernen Geschichte mit dem Nottierarzt, die mir ziemlich peinlich ist, bleibe ich unkonkret.

»Und jetzt?«, fragt Daniel, als ich meine Story schließlich beendet hab. Es tut gut, mit jemandem zu reden. Aber ich hasse es, ihn jetzt darum bitten zu müssen, mir zu helfen. Ich fürchte nur, ich hab keine andere Wahl. Weil ich nicht will, dass es vorbei ist.



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